DER DUNKLE RAUM
Selbsterfahrung im Dunklen Raum.
Gedanken und Einsichten
Der Dunkle Raum ist ein Angstraum.
Er ist auch ein Schöpfungsraum, ein Einsichtsraum, ein Erholungsraum.
Der Dunkle Finstere Raum kann auch ein
Strafraum sein. Eingesperrt sein im Dunklen Raum,
ihm ausgeliefert sein, kann traumatische Erlebnisse auslösen. Gelingt es aber beim selbst gewählten Aufenthalt im Dunklen Raum, sich der Finsternis hinzugeben, das Losgelöstsein von der Außenwelt bewusst als Zustand des Bei-Sich-Seins wahrzunehmen, dann kann der Dunkle Raum zum Schöpfungsraum werden. Zum Raum, in dem Gedanken, Ideen, Emotionen vollkommen unabhängig von äußerer Einflussnahme fließen können.
Die Inspiration im Dunklen Raum erwächst aus dem Nicht-Müssen. Vielleicht sogar aus dem Nicht- Wollen. Aus welchem Fundus, aus welchen Schichten holen das Hirn und die Seele Gedanken herauf,
die konkrete Form annehmen können? Wie und wann wurden diese Schichten abgelagert, wurde dieser Fundus angereichert? Und warum gebärt er wann was? Ohne dass ich diese Fragen in diesem kurzen Essay
zu beantworten vermöchte, möchte ich erzählen,
dass der Dunkle Raum für mich ein Ort des Wohlbefindens und der meditativen Entspannung ist.
Er kann sich in unendliche Weiten öffnen und die Verschmelzung des Selbst mit dem Raum kann Fantasien und gestalterische Visionen freisetzen, und den Blick auf eigene Welten öffnen.
GESTALTEN
Selbsterfahrung im Dunklen Raum.
Gedanken und Einsichten
Gestalten sind nicht weltliche Erscheinungen. Sie besitzen keine Substanz und keinen Körper.
Denn sie sind Reflektionen, im Licht und in der Dunkelheit.
Doch manchmal erscheinen sie uns in Formen,
die uns an Materialität, Körper und bekannte Wesen erinnern lässt.
Gestalten können uns in Träumen, Alpträumen und Tagträumen erscheinen. Sie zeigen sich auch in verschiedenen Phasen unseres Lebens. Sie kommen meist unerwartet und aus dem Nichts: Aus dem Nichts des Raumes, aus dem Nichts der Welt und aus dem Nichts unseres Inneren. Gestalten sind weder gut noch böse. Gestalten können unsere Gefühlswelt und unsere Körperlichkeit auf sich übertragen und uns somit ein Spiegelbild, ein Gegenüber unseres Selbst sein. Gestalten bleiben nicht. Sie kommen und gehen. Die Zeit ihres Verweilens ist unberechenbar. Gestalten, die unser Spiegelbild verkörpern, können wahrhaftig sein oder uns zum Narren halten.
Sie können uns etwas vorgaukeln, was wir nicht sind.
Sie können uns aber auch mahnen, das zu sein,
was wir sind. Sie können uns motivieren, inspirieren, verlocken.
Ob sie aufrichtig sind, ob sie uns die Wahrheit vor Augen führen, oder Schabernack mit uns treiben, liegt schlussendlich in unserem Ermessen. Dies erfordert Erkenntnis, gesunde Selbstwahrnehmung
und Einschätzungsvermögen.
NACHT
Selbsterfahrung im Dunklen Raum.
Gedanken und Einsichten
Nacht - du bist das, was der Tag verbergen möchte.
Du bis die Ruhe, du bist die Angst, du bist die Selbstreflexion, du bist der Traum, du bist die Zurückbesinnung zum Eigenen, du bist die Wahrheit,
du bist trügerisch, du bist vielschichtig, du bist verrückt
und du bist tiefer als jedes Meer. Bei dir und in dir lasse ich los.
Nacht – du gibst mir die Zeit, die ich brauche, um
den Tag zu verarbeiten. Du gibst mir die Zeit, um
den Tag zu verstehen. Und du gibst mir die Zeit... du gibst mir die Zeit.
Nacht – du bist niemals gleich.
Du bist experimentierfreudig und traust dich.
Du fließt dahin in stetem Wandel.
Nacht – du erleuchtest den Mond. Und der Mond
erleuchtet den Himmel, und unser Denken
und Fühlen. Die Nacht und ihr Mond erzählen uns Geschichten und wecken unsere Geister.
Nacht – du öffnest uns die Sicht ins Universum und
seine verborgenen Möglichkeiten. Ohne dich gäbe es kein Universum.
Nacht – du verlangst nichts. Du sagst uns nicht,
wer wir sein sollen, was wir zu tun haben.
Du führst uns zurück zu dem, was wir verloren haben.
Nacht, ohne dich gäbe es keinen Morgen.
Es gäbe kein Erwachen, es gäbe keine Hoffnung, es gäbe keine Träume.
SCHATTEN
Selbsterfahrung im Dunklen Raum.
Gedanken und Einsichten
Schatten sind eine Transformation der Realität. Schatten können uns entführen in Welten, die uns nicht sichtbar sind. Sie sind Erscheinungen, die aus den Zwischenräumen, aus den Tiefen und aus den Schichten hervorkriechen. In ihrem Ursprung brauchen Schatten fassbare Objekte, um in Erscheinung
treten zu können. Schatten sind an sich abhängige Gestalten. Sie sind aber kein ʼAbbildʼ der Objekte. Die Schatten sind die ewigen Begleiter des Objekts, selbst dann, wenn sie unsichtbar sind. In ihrer Sichtbarkeit sind sie gestaltbar und veränderbar. Sie lassen sich verzerren, verstärken oder verformen.
Ihre sichtbare Existenz verdanken Schatten immer einer Lichtquelle. Deren Intensität, Entfernung
und Winkel verleihen dem Schatten seine Gestalt. Scheinbar ist der Schatten in doppelter Hinsicht abhängig:
Vom Objekt und von der Lichtquelle.
Ein Schatten, auch im Zustand seiner Sichtbarkeit,
hat ein Eigenleben. Er wird zum eigenständigen Wesen des Geleits. Die Mythologie bezeichnet den Schatten oft als Spiegelbild der Seele,
als zweites
Ich des Menschen, als dessen Doppelgänger oder Ebenbild. Kann der Schatten aus einer anderen Welt, aus einer ‚Schattenweltʼ, Erfahrungen, Emotionen und Erkenntnisse herbeibringen und auf das Objekt seines Daseins übertragen?
SCHICHTEN
Selbsterfahrung im Dunklen Raum.
Gedanken und Einsichten
Räume besitzen Schichten und Zwischenräume, die wir auf den ersten Blick nicht erkennen können. Schichten und Zwischenräume sind wie geologische Ablagerungen, vermeintlich nicht sichtbar, aber existent als Ablagerungen der Zeit, der Entwicklung und der Erfahrung.
Doch wenn wir uns für eine Weile in einem Raum aufhalten, dann fängt der Raum durch sie an, mit uns zu kommunizieren.
Das bedeutet, durch unsere Anwesenheit im Raum kreieren wir
ein Kommunikationsfeld der Gedanken, Emotionen, Ideen und Wünsche. Wir und der Raum gehen eine symbiotische Beziehung ein, die schöpferische Kräfte freisetzt.
Wenn sich die Schichten öffnen, dann sind sie bereit, alles anzunehmen, was im Raum entsteht. Somit ist es möglich, eine eigene Welt zu kreieren, die die Wände und Grenzen des Raumes verschwinden lässt.
FORMEN
Selbsterfahrung im Dunklen Raum.
Gedanken und Einsichten
Form bezeichnet die Umrahmung eines Körpers, eines Gegenstandes, eines Objektes. Form existiert nie ohne Inhalt. Form kann den Inhalt konditionieren. Form ist eine Hülle, die das Innere schützt und zusammenhält. Denn würde die Form einen Riss erhalten, liefe das Innere aus. Form ist etwas Fassbares oder etwas Sichtbares, das beschrieben und festgehalten werden kann. Form macht das Nichtsichtbare, Nichterkennbare assoziierbar, erfahrbar. Form besitzt immer Struktur.
Es gibt keinen sichtbaren Inhalt ohne Form.
Inhalte unserer Fantasie, die an sich nicht sichtbar sind, haben eine Form, nämlich in unserer Imagination. Das heisst, wir können nichts denken, imaginieren, was ausserhalb unserer formalen Erinnerung und Erfahrung liegt.
Formen, denen wir im Alltag ununterbrochen begegnen und auch die, die wir imaginieren, sind allerdings immer individuelle, subjektive Wahrnehmungen und Deutungen.
Ein Mensch, der sich in einem Raum aufhält, nimmt permanent bewusst und unbewusst Dinge in ihrer Form wahr. Er interpretiert die Dinge, projiziert Deutungen, Assoziationen, Emotionen, Erinnerungen und Erfahrungen in sie hinein.
Ein zweiter Mensch im selben Raum nimmt komplett andere Formen wahr und deutet sie und ihre Inhalte sehr verschieden.
Die Frage schwebt im Raum: Gibt es Formen und Inhalte wirklich?
Oder ist alles nur Einbildung?